Samstag, 19. März 2011

Karneval, Karneval, Bolivien


Hallo allerseits, ein kurzer Zwischenbericht aus meinen Karneval-Erlebnissen und sonstigen Dingen die in letzter Zeit geschehen oder auch nicht geschehen sind.

Von den letzten 2 Wochen bei der Arbeit habe ich nicht viel zu verzeichnen, da ich im Moment wirklich so gut wie gar nichts zu tun habe und ich mich immer überflüssiger fühle und mich des Öfteren Frage warum ich in dieses Haus geschickt wurde, weil dort eigentlich keine Arbeit benötigt wird. Zudem hatte ich letzte Woche noch eine Erkältung welche jedoch nur sehr kurz aber dafür umso intensiver (Triefende Nase) war.  Pünktlich zu Karneval war ich jedoch wieder putz-munter und konnte aus diesem Grund das hier so Berühmte und berüchtigte Volksfest feiern. Um dem ganzen noch das Sahnehäubchen aufzusetzen fuhren wir (eine Gruppe von 6 Freiwilligen aus aller Welt) nach Oruro, eine Stadt ca. 4 Stunden von Cochabamba entfernt und laut den Bolivianern mit dem Prunkvollsten und Spektakulärsten Karneval Süd-Amerikas. Um 5 Uhr Morgens fuhr unser „Trufi“ (das ist eine Art Taxi verkleidet als Minibus und deshalb nicht so teuer) in Cochabamba los, sodass wir einen ganzen Tag hatten um uns das Spektakel anzusehen. Schon beim durchqueren der Vororte von Oruro war zu sehen das diese Stadt nur für den Karneval lebte. Außer Karnevals-Geschäften und Kostümwerkstätten gab es nicht sonderlich viele andere Läden. Die Stadt war auch schon zu den Morgenstunden recht gut gefüllt, da Oruro eine Karnevals-Pilgerstädte für Menschen aus ganz Bolivien und teilweise sogar umliegenden Ländern ist.
Als wir dann endlich nach einigem extremen Gedränge unsere Plätze eingenommen hatten konnten wir feststellen, dass uns nicht zu viel versprochen worden war. Es war ein wahres Spektakel. 




 Die Plätze für welche wir bezahlen mussten bestanden aus einem Treppenartigen Gerüst wo der Höhenunterschied zwischen den einzelnen Stufen ca. 60cm war und die Oberste stufe auf welcher man Stehen konnte sich in ca. 2,5-3m höhe befand. In Deutschland würde diese „Sitz-bzw. Stehgelegenheit“ nicht als Sicherheitstauglich durchgehen und die Stufen bestehend aus langen Holzbrettern wurden sicherlich auch nicht für diese Anzahl von Menschen gebaut welche tatsächlich darauf standen. Wir hatten aber trotz allem die besten Plätze auf der obersten Stufe und konnten somit das ganze Geschehen etwas gelassener Überblicken. Uns wurde gesagt, dass wir an der besten Stelle des Umzugs stehen würden, dem zentralen Platz (Plaza Principal) von Oruro, wo die Gruppen nochmal so richtig aufdrehen und ihre ganze Tanzkunst präsentieren. Auf der anderen Straßenseite war die „VIP-Lounge“, womit ein Bereich gemeint ist, der von einem bolivianischen Telefonbetreiber gemietet wurde und jetzt als Gesamtpaket mit Trinken essen Regenjacke (mit der Aufschrift des Telefonbetreibers=TIGO) und Strohhut mit ebenfalls dieser Aufschrift für teures Geld weitervermietet wurde. Das lustige an der ganzen Sache war, das auf unserer Seite viele Straßenhändler herumgelaufen sind welche die Menge dauerhaft mit Wasserbomben versorgt haben. Diese gab es auf der anderen Seite nicht da dies ein abgesperrter „VIP-Bereich“ war. Dies führte zu einer einseitigen Wasserschlacht, bei welcher die VIP-TIGO-Menschen dauerhaft unter Beschuss standen, aber dafür hatten sie ja die Regenjacken mit der TIGO-Aufschrift :-D). Aber es gab nicht nur Wasserbomben, sondern auch Schaum aus Sprühdosen welcher in Massen auf der Straße verkauft wurde und jede Menge Wasser aus anderen Behältnissen. Während die Prunkvollen Karnevalstänzer und Tänzerinnen und die dazugehörigen Blaskapellen durch die Straße Zogen fand auf den Rängen eine Ausgelassene wasser-schaumschlacht statt, bei welcher die Menschen mit dem wenigen Platz den sie hatten zu der Musik der Blaskapellen wippten und das Bier aus speziell für den Karneval gestalteten Dosen tranken. So verging die Zeit wie im Fluge und die Kostüme wurden von Gruppe zu Gruppe Teurer und Prunkvoller. 



 Um 9 Uhr Abend war es dann Zeit für uns zurückzufahren nach Cochabamba. Der Tag hatte sich auf jeden Fall gelohnt auch wenn der Spaß nicht gerade sehr billig war, aber wenn man schon mal in Bolivien zur Zeit des Karnevals ist, dann darf das auch genossen werden. Um 2 Uhr nachts waren wir dann wieder in Cochabamba und ein langer Tag neigte sich dem Ende zu.
Die darauffolgenden 2 Wochentage, Montag und Dienstag waren Feiertage welche ernsthaft (laut den Menschen die ich gefragt habe) zum ausruhen und ausnüchtern von Oruro eingerichtet wurden. Am Montag gab es bei uns im Haus ein Fest mit ein paar Verwandten. Es gab ein traditionelles Karnevalsessen welches nur an Karneval gegessen wird, es hat wirklich sehr gut geschmeckt. Und am Dienstag gab es ein Fest im Haus des Vaters meines Gastbruders. Essen ist hier irgendwie die Hauptbeschäftigung an solchen Tagen, es gab Unmengen an Fleisch. Die darauffolgenden 3 Arbeitstage waren wieder relativ öde, bis auf Donnerstag wo ein Neuseeländer unser Haus besucht hat, dessen Freundin und bald Frau 2 Tage in der Woche in diesem Haus arbeitet. Er hat mir neue Hoffnungen bezüglich der Arbeit gemacht. Er hat mir erzählt das er in einem Haus (ebenfalls von dem Projekt AMANECER) arbeitet wo es mehrere Werkstätten (Schreinerei, Metallwerkstatt, Bäckerei, Bauernhof, Computerraum, Küche etc.) hat, in welchem die Dort untergebrachten Jungen verschiedene Berufe erlernen. Er meinte, dass es dort immer etwas zu tun gäbe und dass Freiwillige dort sehr willkommen sind und sogar welche gebraucht würden z.B. um den Computerraum (30 Computer) zu nutzen um den Kindern und Jugendlichen die Arbeit am Computer etwas näher zu bringen. So traf ich mich mit ihm in der folgenden Woche und arbeitete ein Tag in diesem Haus. Es hat mir sehr gut gefallen und die Menschen dort waren sehr offen und freundlich. Möglicherweise werde ich dort bald arbeiten.
Zwischendurch (d.h. das Wochenende nach Oruro) war noch Karneval in Cochabamba. Auch hier hatten wir einen Platz gemietet (die Plätze muss man mieten, sonst kann man nichts sehen), jedoch an einer etwas ruhigeren Stelle. Der Unterschied zu Oruro war, dass am Morgen noch jede Menge Gruppen mit lustigen oder teilweise sehr bescheuerten Kostümen durch die Straßen liefen. Zudem gab es noch einige Lastwägen oder Autos welche zu Schiffen oder Burgen oder anderen Dingen verkleidet wurden und auf welchen Menschen ebenfalls verkleidet tanzten. Diese fuhren mit der Parade mit. Erst später am Tag wurde es nach und nach prunkvoller vergleichbarer mit Oruro. 
Jetzt ist Karneval um, das Leben hat sich wieder normalisiert und auch ja, ganz wichtig: Die Minibusse fahren wieder, sie haben ihre Preise erhöht und aufgehört zu protestieren.
Heute werde ich auf eine Hochzeit gehen. Der schon erwähnte Neuseeländer (Mitte 30) und seine Freundin aus Irland haben beschlossen hier in Bolivien zu heiraten. Ich bin sehr gespannt was mich erwartet.

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