Ja, ich lebe noch.
Ja, mir geht es gut.
Ja, ich gehe bald auf Reisen!
Die Zeit: Zum einen vergeht sie wie im Fluge, zum anderen
vergehen die Momente und die Eindrücke in Zeitlupe. Wie ist das zu erklären?
-Bolivien hat mich von Anfang an fasziniert. Die Menschen,
der Lebensstil, die Gelassenheit der Bolivianer die Dinge zu sehen und zu
akzeptieren wie sie sind, die Fähigkeit
das Leben im „hier und jetzt“ zu
leben, das Essen, die Fiestas und vieles mehr. –
Möglicherweise ist dies eine kleine Erklärung bzw.
Beantwortung meiner Frage!?
Es passiert so viel Neues und es hört nicht auf. Jeden Eindruck,
jedes Gefühl will ich inzwischen noch intensiver in mich aufnehmen, noch
intensiver erleben, da ich weiß, dass meine Zeit hier in Bolivien begrenzt ist.
Es sind zwar noch 4 Monate, aber so wie die Zeit bisher vergangen ist, sind 4
Monate gefühlsmäßig mit 3-4 Wochen in Deutschland zu vergleichen. Die Tage
vergehen als hätten sie gerade erst
angefangen, ich zwinker nur mit
den Augen und es ist schon wieder Wochenende, Ich gehe 2 mal Nachts aus, beim
einen Mal mit Jacke, es ist noch Winter,
aber trotzdem noch ca. 8 Grad warm, beim zweiten Mal nur noch mit Pulli, es ist
schon wieder Frühling! Ich fahre nach La Paz (8 Stunden Fahrt) mache die Augen
zu. Beim öffnen der Augen denke ich, wir verlassen gerade das Terminal von
Cochabamba, in Wahrheit hat sich das Aussehen des Bus-Terminals verändert und
ich befinde mich schon in La Paz.
Dies sind alles nur kleine Beispiele um zu zeigen, wie sich
die Zeit anfühlen kann und das die Zeit in Bolivien bzw. in Süd-Amerika andere
Regeln und Gesetze hat. Möglicherweise ist es jedoch auch der deutsche bzw. Europäische Lebensstil, welcher
die Zeit zu einem Nutzfaktor, oder besser gesagt einem Antriebsmotor,
abgewandelt hat.
Seit dem Letzen Blog sind schon fast 2 Monate vergangen.
Viel ist passiert. Die Freiwilligen, mit welchen ich von Anfang an recht viel
gemacht habe, sind inzwischen alle wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt.
Daraufhin habe ich noch mehr mit meinen bolivianischen Freunden unternommen. Inzwischen sind schon wieder neue Freiwillige
angekommen, mit diesen habe ich jedoch nicht ganz so viel zu tun wie mit den
Vorigen.
Was meine Arbeit angeht, hat sich nicht viel verändert. Ich
helfe weiterhin bei den Hausaufgaben, spiele Fußball mit den Kindern und
Jugendlichen, ab und zu auch mal Tischkicker. Zwischendurch gab es 1 Woche, in
Welcher ich einen kleinen Computerraum eingerichtet habe. Dieser existierte
zwar schon davor, jedoch der Raum, in welchem sich die Computer zuvor befanden,
war extrem staubig, klein und dunkel. Nun befinden sich die Computer eine Etage
weiter oben, in einem Raum, welcher wesentlich bessere Bedingungen aufweist.
Das einzige Problem war, was sich nach dem Umräumen der Computer herausgestellt
hatte, dass sich in diesem Raum nur eine
einzige Steckdose befindet. Da die Kabel hier nicht von bester Qualität sind,
ist eine Steckdose für 7 Computer + Bildschirme zu wenig. Ich habe dies dem
Direktor des Hauses mitgeteilt, seitdem ist aber nichts mehr passiert (ich habe
zu wenig Ahnung vom kabelverlegen und verkabeln um diese Arbeit selber zu
machen).
Zusätzlich hatte bzw. habe ich immer noch eine weitere
Aufgabe. Ein Erzieher hatte auf dem Camp in Chapare eine Filmkamera dabei. Mit dieser
hat er sehr viel von den Ereignissen während des Camps per Video festgehalten.
Darauf hin bat ich ihm an, diese Videosequenzen zu einem einheitlichen Video mit
Musik und Titeln zurecht zu schneiden. Leider fing mein kleiner Minni-Laptop
nach der Hälfte des Films an, das Filmprogramm nicht mehr zu akzeptieren bzw.
nur noch begrenzt und immer nur für kurze Zeit zu akzeptieren. So schlage ich
mich bis jetzt mit diesem Film herum. Eigentlich macht mir diese Arbeit ja
Spaß, jedoch wenn das Programm immer nach 10 Sekunden bearbeiten abstürzt und
ich nur hoffen kann das ich das bearbeitete davor noch gespeichert habe, macht die
Arbeit nicht mehr wirklich Spaß.
In meiner Freizeit habe ich in letzter Zeit viel Musik am
Computer produziert (komischerweise funktioniert dieses Programm wesentlich
besser wie das Filmprogramm, obwohl es mehr Computer- Ressourcen braucht!). Mit
dieser Musik legte ich dann auch 2-3-mal auf Partys bzw. Festivals auf und
einmal in einem Club in Cochabamba.
Das Festival, bei welchem ich auflegte, war ein Trance-
Festival auf der Isla de Sol (Sonneninsel) im Titicacasee. Es war eine ganze
Gruppe aus Cochabamba, (28 Menschen) mit welcher ich dorthin reiste. Die Reise
war leider länger als die tatsächlich auf der Isla de Sol verbrachte Zeit. Da
es aber so eine große Gruppe war, hatten wir auf der Reise auch schon viel
Spaß. Insgesamt 16 Stunden hatte die Reise zur Isla de Sol gedauert.
Auf der
Insel verbrachten wir dann ca. 24 Stunden, genossen die Musik und die herrliche
Natur. Ich legte in der Nacht um 12 für 2 Stunden im „Chillout – Berreich“ auf.
Nach diesen 24 Stunden ging es dann wieder mit den gleichen Verkehrsmitteln
(Bot und 2 verschiedene Busse) nach Cochabamba. Die Reise hatte sich trotz der
langen Fahrt gelohnt. Es war ein schönes Wochenende und dadurch das wir alle
wussten, dass wir nur 24 Stunden auf der Isla de Sol hatten, genossen wir die
Zeit noch umso intensiver.
Zum Glück hatte ich mir kurz vor der Reise endlich noch eine
Kamera gekauft. Jetzt habe ich auch mal wieder schöne Fotos zu präsentieren.
Und der Blog sieht nicht mehr ganz so leer aus.
Soweit erstmal.
Nächste Woche kommt Albert. (ein Freund aus
Deutschland, welcher sich gerade seit 8 Monaten in Kanada aufhält, lustiger
weise ist er am selben Tag von Deutschland weggeflogen wie ich) Dann geht es
mit ihm zusammen auf Reisen. Ich werde auf jeden Fall Fotos von der Reise hochladen,
ob ich jedoch dazu komme, den Blog weiter zu schreiben, kann ich nicht
garantieren.
Ganz lieber Gruß an alle.