Mittwoch, 23. Februar 2011

So gut wie eingelebt und mir gehts GUT!


Jetzt habe ich schon 2 ½ Wochen Cochabamba hinter mir. Um mal eine kurze Bilanz zu ziehen: Meine Arbeit gefällt mir, sie ist jedoch recht anstrengend und ich kann zwecks Sprache noch nicht 100% einsteigen, die Sprache ist immer noch im anfänglichen Stadium, ich kann aber schon einzelne Sätze formulieren, die Stadt ist Wunderschön, es regnet sehr viel und das Nachtleben ist sehr ausgefeilt und interessant.



Und jetzt die etwas ausführlichere Version: Die erste Woche hier in Cochabamba konnte ich erstmal etwas ruhiger angehen lassen da ich noch keine Bestätigung von meinem Projekt bekommen habe und deshalb auch noch nicht anfangen konnte zu arbeiten. Zwecks gewonnener freier Zeit habe ich meine Spanisch-Vokabelkenntnisse etwas ausbessern können um zumindest schon mal ein paar grundsätzliche Wörter auf Lager zu haben. Trotz dieses praktischen Nutzens war die Woche etwas öde und ich habe mich auf das Wochenende gefreut. Dieses eilte dann auch erstaunlich schnell herbei und es gab auch das her, was ich mir erhofft hatte. Mit den anderen Freiwilligen habe ich am Freitagabend das Nachtleben von Cochabamba kennenlernen können und stellte fest das es hier normal ist mindestens 3-5 verschiedene Bars oder Discos an einem Abend bzw. in einer Nacht zu besuchen. Da es hier genug davon hat, wird einem niemals langweilig und ich lernte somit auch immer wider neue Ecken der Stadt kennen und auch viele unterschiedliche Menschen. Der Samstagabend war ähnlich ausgelastet und Lustig. Am Sonntagnachmittag hatte ich dann die Gelegenheit eine Bolivianische Sauna kennen zu lernen. Es war sehr entspannend und hier verbringt man mindestens 30 Minuten am Stück in der Sauna. Insgesamt waren wir (Mein Gastbruder, ein Freund und Ich) 5 Stunden im Sauna und Poolbereich (für 20 Bolivianos=2€). Der Schlaf in der Nacht darauf war so gut wie noch nie hier in Bolivien.
Am Montag ging es dann endlich los mit der Arbeit (ich hatte in der vorigen Woche eine Zusage bekommen). Ich arbeite in einem Haus in welchem ausschließlich Jungen im Alter von 6-18 leben. Ich wurde sehr herzlich empfangen und die dort arbeitenden Lehrer und Hausverantwortlichen sind echt nett auch wenn ich mich noch nicht sonderlich gut mit ihnen unterhalten kann. Es arbeitet noch ein weiterer Freiwilliger dort (ca. 30 Jahre alt und Spanier) und 3-mal in der Woche eine Belgierin die zum Glück auch recht gut Englisch kann.
Am ersten Tag lernte ich also erstmal die ganzen Leute in dem Projekt kennen, vor allem aber die dort lebenden Jungen mit welchen ich auch arbeite. Die Atmosphäre ist sehr gut und den Jungen scheint es dort echt zu gefallen (es ist auch ein Ziel des Projekts das die Jungen aus eigenem Willen dort sein wollen, was sicherlich auch Sinnvoll ist). Meine Hauptaufgabe war also bei der Hausaufgabenhilfe eine unterstützende Hand zu sein. Die Meisten der dort lebenden Jungen gehen zur Schule, eine Hälfte am Morgen und die andere Hälfte am Nachmittag, d.h. es ist immer eine Hälfte im Haus welche Hausaufgaben macht. Diese Arbeit fällt mir noch nicht sonderlich leicht, obwohl die Aufgaben bei welchen ich helfen kann sehr einfach sind. Die Sprache ist auch an dieser Stelle eine Barriere. Gelegentlich komme ich mir auch etwas fehl am Platz vor, weil es manchmal 4-5 Lehrer und Freiwillige für 12 Kinder sind was meiner Meinung nach einfach zu viel ist (vor allem im Anbetracht dessen das die Kinder Hausaufgaben haben und aus diesem Grund eigentlich schon beschäftigt sind).
Seit letztem Dienstag ist hier in Cochabamba ein Streik der Bus und Mini-Bus-Fahrer. Sie wollen mehr Geld (statt 1,50Bs 2Bs pro Person pro Fahrt) und die Regierung möchte auf diese Preissteigerung nicht eingehen weil sie der Meinung ist, dass wenn sie dies Zulassen würden, würde alles teurer werden in Bolivien. Naja, das hieß für mich das ich am Mittwoch nicht zur Arbeit kam, weil keine Busse gefahren sind und die Taxis den Weg durch das Stadtzentrum nicht fahren wollten weil in der Stadt die Busfahrer demonstrierten und verschiedene Straßenblockaden aufgebaut hatten. Dies hatte zur Folge, dass ich einen freien Tag genießen konnte. Die 2 Tage darauf konnte ich das Taxi nehmen, das ist aber gar nicht so billig für die weite Strecke die ich zur Arbeit habe. Am Samstag erfuhr ich dann, das die anderen Freiwilligen nicht bei der Arbeit waren, weil es hier bekannt ist, das Demonstrationen oder Streiks sehr schnell ausarten und es auch für unbeteiligte sehr schnell gefährlich werden kann. Das hatte mir niemand gesagt und aus diesem Grund bin ich auch völlig entspannt zur Arbeit gefahren.  Das folgende Wochenende war wieder sehr lange und lustig und ich habe viele neue nette Menschen kennengelernt. Am Sonntag war ich dann mit meiner Gastfamilie in einem Restaurant ca. 45 Minuten außerhalb von der Stadt. Es war an einem See gelegen dessen Farbe Mittel-bis Dunkelbraun war. Das Essen war hervorragend, der einzige Störfaktor war der Hund (ein „Deutscher Schäferhund“) welchen ich persönlich als Hyperaktiv einschätze und welcher bei jedem Straßenhund der am Restaurant vorbei lief sehr merkwürdige und extrem laute Jaul-Geräusche von sich gab.

Am Montag nach der Arbeit war ich noch Fußballspielen mit einem Bolivianer und seinen Freunden. Wie schön das hier gerade Regenzeit ist! So fing es nach 10 Minuten an aus Eimern zu gießen, aber irgendwie schien das niemanden zu interessieren und wir spielten einfach weiter (auf einem asphaltierten Fußballplatz der sehr schnell ca. 10-15cm unter Wasser stand). Trotz alledem hat es Spaß gemacht.
Heute ist Mittwoch und ich habe Zeit um den Blog auf Stand zu bringen weil die Stadt mal wieder blockiert ist und ich nicht zur Arbeit komme. Ehrlich gesagt ist mir das Heute aber gar nicht so Unrecht weil das Wetter herrlich ist und ich diesen Tag auch gut anders nutzen kann.




Samstag, 5. Februar 2011

Holla, llegó a Cochabamba


Ich denke also bin ich in Cochabamba. Die erste Woche La Paz habe ich mit Bravour gemeistert (das behaupte ich zumindest von mir selber). Eine Woche lang Spanisch-Kurs ist schon mal gar nicht so schlecht für den Anfang, da ich jetzt die Grundlagen von Grammatik und Sprache etwas gelernt habe, welche ich mir sonst nur mit Mühe hätte aneignen müssen, jetzt fehlt nur noch der nötige Grundwortschatz. La Paz ist echt eine sehr schöne Stadt, aber ehrlich gesagt ist sie mir fast zu hektisch. In dieser Stadt gibt es fast ausschließlich Mini-Busse und Taxis. Wenn man Privatautos sieht sind es meistens etwas größere Geländewagen. Der Verkehr ist eher von der chaotischeren Sorte und die Abgase sind auch nicht gerade die angenehmste Luft zum atmen. Es gibt so gut wie keine Straße welche nicht in irgendeiner Form eine Steigung hat und in dieser dünnen Luft kann das Laufen dort ganz schön anstrengend werden. Das Vorbereitungsseminar am Titicaccasee war sehr schön. Einen Tag lang (am Sonntag) haben wir dort verbracht und uns wurden die Grundregeln wie wir uns in Bolivien und in der Gastfamilie zu verhalten haben, beigebracht. Ca. 2 Stunden Fahrt waren es von La Paz aus (ohne Stau wären es vlt. auch nur 1-1 ½ stunden gewesen).Das ganze fand in einem sehr schönen Restaurant statt, welches auf Stelzen übers Wasser gebaut war. Zum Essen gab es einen für diesen See sehr typischen Fisch, welcher extrem gut geschmeckt hat. Zum Abschluss des Tages machten wir noch eine kleine Tour auf einem Schiff. Mit ca. 2 kmh sind wir über den See getuckert, aber es war trotzdem ganz nett. So ging dann auch noch die letzte halbe Woche Spanisch-Kurs danach recht schnell rum, bis dann endlich der Tag der Abreise gekommen war. Mit einem Extrem bequemen Reisebus (so einen bequemen Bus habe ich in Deutschland noch nie gesehen!!) sollte die Fahrt 8 Std. lang nach Cochabamba gehen. Mittags um 2 sind wir in diesen Bus eingestiegen. Davor haben wir das Gepäck eingecheckt, wobei uns der nette Herr mitteilte, dass wir möglichst alle Wertsachen aus dem Gepäck nehmen sollten (so ein großes Vertrauen hatte er also in sein „eigenes“ Busunternemen). Nach ca. 1 ½ Stunden Fahrt durch den Stau von El Alto (eine Stadt etwas kleiner wie La Paz und fast an La Paz angeschlossen auf der Hochebene dem Altiplano) und auf einer recht engen Straße über den Altiplano auf welcher der Busfahrer gelegentlich gewagte Überholmanöver startete, steckten wir auf einmal mitten in einer Straßenblockade.


Wie man und Mitteilte sei eine Brücke geblockt worden, nach welcher eine Kreuzung in 2 größere Städte nml. Oruro und Cochabamba war. Der Grund dafür sei, das eine Lieferung mir Amerikanischen Kleidern nicht durchgelassen werden wollte, weil diese den Märkten in den Städten zu große Konkurrenz machen würde.
Die Blockade war natürlich taktisch sehr klug, weil es sonst kaum ein Durchkommen gab, weil die Straße auf welcher wir fuhren so ungefähr die Einzige in dieser Gegend war. Nach einer halben Stunde warten und nicht wissen wann und ob man weiterfahren könne fragte der Busfahrer ob wir (die Businsassen) bereit wären 5 Bolivianos (50 cent) mehr zu bezahlen, dafür das er eine andere Route fahren würde. Recht schnell waren alle einverstanden, weil 2 Soldaten kurz danach mitteilten das die Blockade noch länger dauern könne. Also drehte der Bus auf der sehr engen Straße um, welche sowieso schon voll mit Bussen und Lastwagen war und fuhr wieder ein Stück zurück um zu der Abzweigung zu kommen, an welcher er auf die „Umgehungsstraße“ kommen würde. Überall konnte man Busse und Lastwagen sehen, welche sich durch die Pampa kämpften. So z.B. auch ein Lastwagen welcher versucht hatte über die neben der Straße verlaufenden Gleise zu fahren und dabei auf den Gleisen aufgesetzt war. Ein sehr ungewöhnliches Bild!


Die Abzweigung welche unser Bus nahm könnte man mit einer Abzweigung eines deutschen Feldweges vergleichen. Auch diese Holperstraße Führte über die Gleise und der Busfahrer hatte schon an dieser Stelle angst aufzusitzen und fuhr mit 3 km/h über die Gleise. Die erste Hürde war also geschafft. Als nächstes folgte eine Kreuzung in einem Dorf, in welchem man mit Sicherheit noch nie einen solchen Reisebus gesehen hatte. Diese war so eng das der Bus mehrere mal rangieren musste um die Kurve zu meistern. Danach ging es ca. 3 km weiter auf einem extrem unebenen Pfad, auf welchem uns auch schon Lastwagen entgegen kamen und das passieren nur mit Mühe gelang. Größere Probleme bekam der Busfahrer als wir an ein ausgetrocknetes Flussbett kamen durch welches er fahren musste. Die Konsequenz folgte bald. Der Bus blieb in dem Flussbett stecken und war natürlich zu tiefgelegen um auf der anderen Seite wieder hochzufahren. Also mussten alle raus in der Hoffnung den Bus etwas leichter zu machen und somit weiter fahren zu können. Keine Chance. Nun fingen viele Businsassen an nach Grab- und- Bohrwerkzeugen zu suchen um den Weg für den Bus zu bahnen.



 Nach ca. 2 Std. sah die Situation dann folgendermaßen aus: Es war inzwischen schon fast dunkel geworden, die ganzen Businsassen standen um den Bus herrum und betrachteten wie der Busfahrer und ein Paar fleißige Männer verzweifelt versuchten den Bus frei zu bekommen. Die vordere Stoßstange war inzwischen abgebrochen weil der Bus zu heftig darauf aufgesessen war, die Türe des Busfahrers war auch fast ausgehängt worden und in der drum rumstehenden Menge gingen schon so Sprüche rum wie: Fahre mit dem Bus nach Cochabamba und bezahle 5 Bolivianos mehr um irgendwo in der Pampa stecken zu bleiben :-D). Ernüchtert und gestresst schaffte es der Busfahrer dann schließlich den Bus wieder rückwärts aus dem Flussbett zu befreien und drehte waghalsig auf einem Feld um. Ausweichversuch gescheitert und Bus demoliert. Also wieder den kompletten Weg zurück. Die Straßenblockade war immer noch nicht aufgehoben deshalb ging es nun auf einen anderen Ausweichweg auf welchen inzwischen der Ganze Verkehr geleitet wurde (60% Reisebusse, 30% Lastwagen und 10% Minibusse und so gut wie keine Privatautos) Als es dann schon fast so aussah das wir es geschafft hätten wurden wir in der Stadt in welcher auch die Brücke blockiert wurde auch nochmal blockiert. Ein paar offensichtlich betrunkene Männer schrien den Busfahrer an, er solle doch den Bus ausmachen und was ihm einfalle die Blockade zu umfahren. Also machte er den Bus aus. Vera (eine Weitere Freiwillige welche in Cochabamba arbeiten wird) und ich dachten schon, jetzt sei alles vorbei, weil wir schon das öffnen der Gepäckklappe hörten und davon ausgingen das der Gepäckraum jetzt ausgeräumt wird. Nach ca. 15 Minuten ließ der Busfahren den Bus wieder an, fuhr 100m zurück um dann nochmal mit Anlauf durch die Menschenblockade zu fahren. Geschafft. Die Blockade war gelöst, es war niemand zu Schaden gekommen und zum Glück kein Gepäck abhanden gekommen, weil der Zweite Busfahrer sich im Gepäckraum verschanzt hatte. Wir konnten endlich weiterfahren. Anstatt um 10 Uhr kamen wir also um 2 Uhr nachts in Cochabamba an und wurden von einer sehr geduldigen und netten ICYE Mittarbeiterin (Olivia) abgeholt welche schon seit 8 Uhr am Busterminal gewartet hatte (6 Stunden lang!!) Mit einem Taxi fuhren wir dann zu unseren Gastfamilien. Nach 12 Std. Schlaf konnte ich zum ersten Mal die Stadt bei Tage betrachten und war sofort begeistert. Wärmer, grüner und ruhiger wie La Paz. Einfach nur gut. Die Gastfamilie ist ebenfalls sehr nett und die Mutter welche nur Spanisch kann versucht eifrig sich mit mir auf Spanisch zu unterhalten, nur das ich bis jetzt noch so ca. 2% davon verstehe und aus diesem Grund auch keinerlei zusammenhänge oder sonst etwas Vergleichbares bilden kann. Der Sohn (Santiago 24 Jahre alt) ist auch sehr nett und kann zu meiner Freude englisch, ich werde ihm aber bald sagen das ich nur noch spanisch sprechen möchte für den Anfang ist es jedoch sicherlich noch Sinnvoll, da ich sonst gar nichts verstehen würde. Gestern Abend war ich mit den anderen Freiwilligen welche schon seit einem halben Jahr hier sind, auf einer kleinen Kneipentournee. Wir hatten sehr viel Spaß, vor allem als eine bolivianische Blaskapelle (Bestehend aus Panflöten und Trommeln) in eine der Bars kam und Stimmung gemacht hat. Jetzt bin ich fleißig am Spanisch lernen in der Hoffnung mich bald besser mit meiner Gastmutter verständigen zu können.