Samstag, 5. Februar 2011

Holla, llegó a Cochabamba


Ich denke also bin ich in Cochabamba. Die erste Woche La Paz habe ich mit Bravour gemeistert (das behaupte ich zumindest von mir selber). Eine Woche lang Spanisch-Kurs ist schon mal gar nicht so schlecht für den Anfang, da ich jetzt die Grundlagen von Grammatik und Sprache etwas gelernt habe, welche ich mir sonst nur mit Mühe hätte aneignen müssen, jetzt fehlt nur noch der nötige Grundwortschatz. La Paz ist echt eine sehr schöne Stadt, aber ehrlich gesagt ist sie mir fast zu hektisch. In dieser Stadt gibt es fast ausschließlich Mini-Busse und Taxis. Wenn man Privatautos sieht sind es meistens etwas größere Geländewagen. Der Verkehr ist eher von der chaotischeren Sorte und die Abgase sind auch nicht gerade die angenehmste Luft zum atmen. Es gibt so gut wie keine Straße welche nicht in irgendeiner Form eine Steigung hat und in dieser dünnen Luft kann das Laufen dort ganz schön anstrengend werden. Das Vorbereitungsseminar am Titicaccasee war sehr schön. Einen Tag lang (am Sonntag) haben wir dort verbracht und uns wurden die Grundregeln wie wir uns in Bolivien und in der Gastfamilie zu verhalten haben, beigebracht. Ca. 2 Stunden Fahrt waren es von La Paz aus (ohne Stau wären es vlt. auch nur 1-1 ½ stunden gewesen).Das ganze fand in einem sehr schönen Restaurant statt, welches auf Stelzen übers Wasser gebaut war. Zum Essen gab es einen für diesen See sehr typischen Fisch, welcher extrem gut geschmeckt hat. Zum Abschluss des Tages machten wir noch eine kleine Tour auf einem Schiff. Mit ca. 2 kmh sind wir über den See getuckert, aber es war trotzdem ganz nett. So ging dann auch noch die letzte halbe Woche Spanisch-Kurs danach recht schnell rum, bis dann endlich der Tag der Abreise gekommen war. Mit einem Extrem bequemen Reisebus (so einen bequemen Bus habe ich in Deutschland noch nie gesehen!!) sollte die Fahrt 8 Std. lang nach Cochabamba gehen. Mittags um 2 sind wir in diesen Bus eingestiegen. Davor haben wir das Gepäck eingecheckt, wobei uns der nette Herr mitteilte, dass wir möglichst alle Wertsachen aus dem Gepäck nehmen sollten (so ein großes Vertrauen hatte er also in sein „eigenes“ Busunternemen). Nach ca. 1 ½ Stunden Fahrt durch den Stau von El Alto (eine Stadt etwas kleiner wie La Paz und fast an La Paz angeschlossen auf der Hochebene dem Altiplano) und auf einer recht engen Straße über den Altiplano auf welcher der Busfahrer gelegentlich gewagte Überholmanöver startete, steckten wir auf einmal mitten in einer Straßenblockade.


Wie man und Mitteilte sei eine Brücke geblockt worden, nach welcher eine Kreuzung in 2 größere Städte nml. Oruro und Cochabamba war. Der Grund dafür sei, das eine Lieferung mir Amerikanischen Kleidern nicht durchgelassen werden wollte, weil diese den Märkten in den Städten zu große Konkurrenz machen würde.
Die Blockade war natürlich taktisch sehr klug, weil es sonst kaum ein Durchkommen gab, weil die Straße auf welcher wir fuhren so ungefähr die Einzige in dieser Gegend war. Nach einer halben Stunde warten und nicht wissen wann und ob man weiterfahren könne fragte der Busfahrer ob wir (die Businsassen) bereit wären 5 Bolivianos (50 cent) mehr zu bezahlen, dafür das er eine andere Route fahren würde. Recht schnell waren alle einverstanden, weil 2 Soldaten kurz danach mitteilten das die Blockade noch länger dauern könne. Also drehte der Bus auf der sehr engen Straße um, welche sowieso schon voll mit Bussen und Lastwagen war und fuhr wieder ein Stück zurück um zu der Abzweigung zu kommen, an welcher er auf die „Umgehungsstraße“ kommen würde. Überall konnte man Busse und Lastwagen sehen, welche sich durch die Pampa kämpften. So z.B. auch ein Lastwagen welcher versucht hatte über die neben der Straße verlaufenden Gleise zu fahren und dabei auf den Gleisen aufgesetzt war. Ein sehr ungewöhnliches Bild!


Die Abzweigung welche unser Bus nahm könnte man mit einer Abzweigung eines deutschen Feldweges vergleichen. Auch diese Holperstraße Führte über die Gleise und der Busfahrer hatte schon an dieser Stelle angst aufzusitzen und fuhr mit 3 km/h über die Gleise. Die erste Hürde war also geschafft. Als nächstes folgte eine Kreuzung in einem Dorf, in welchem man mit Sicherheit noch nie einen solchen Reisebus gesehen hatte. Diese war so eng das der Bus mehrere mal rangieren musste um die Kurve zu meistern. Danach ging es ca. 3 km weiter auf einem extrem unebenen Pfad, auf welchem uns auch schon Lastwagen entgegen kamen und das passieren nur mit Mühe gelang. Größere Probleme bekam der Busfahrer als wir an ein ausgetrocknetes Flussbett kamen durch welches er fahren musste. Die Konsequenz folgte bald. Der Bus blieb in dem Flussbett stecken und war natürlich zu tiefgelegen um auf der anderen Seite wieder hochzufahren. Also mussten alle raus in der Hoffnung den Bus etwas leichter zu machen und somit weiter fahren zu können. Keine Chance. Nun fingen viele Businsassen an nach Grab- und- Bohrwerkzeugen zu suchen um den Weg für den Bus zu bahnen.



 Nach ca. 2 Std. sah die Situation dann folgendermaßen aus: Es war inzwischen schon fast dunkel geworden, die ganzen Businsassen standen um den Bus herrum und betrachteten wie der Busfahrer und ein Paar fleißige Männer verzweifelt versuchten den Bus frei zu bekommen. Die vordere Stoßstange war inzwischen abgebrochen weil der Bus zu heftig darauf aufgesessen war, die Türe des Busfahrers war auch fast ausgehängt worden und in der drum rumstehenden Menge gingen schon so Sprüche rum wie: Fahre mit dem Bus nach Cochabamba und bezahle 5 Bolivianos mehr um irgendwo in der Pampa stecken zu bleiben :-D). Ernüchtert und gestresst schaffte es der Busfahrer dann schließlich den Bus wieder rückwärts aus dem Flussbett zu befreien und drehte waghalsig auf einem Feld um. Ausweichversuch gescheitert und Bus demoliert. Also wieder den kompletten Weg zurück. Die Straßenblockade war immer noch nicht aufgehoben deshalb ging es nun auf einen anderen Ausweichweg auf welchen inzwischen der Ganze Verkehr geleitet wurde (60% Reisebusse, 30% Lastwagen und 10% Minibusse und so gut wie keine Privatautos) Als es dann schon fast so aussah das wir es geschafft hätten wurden wir in der Stadt in welcher auch die Brücke blockiert wurde auch nochmal blockiert. Ein paar offensichtlich betrunkene Männer schrien den Busfahrer an, er solle doch den Bus ausmachen und was ihm einfalle die Blockade zu umfahren. Also machte er den Bus aus. Vera (eine Weitere Freiwillige welche in Cochabamba arbeiten wird) und ich dachten schon, jetzt sei alles vorbei, weil wir schon das öffnen der Gepäckklappe hörten und davon ausgingen das der Gepäckraum jetzt ausgeräumt wird. Nach ca. 15 Minuten ließ der Busfahren den Bus wieder an, fuhr 100m zurück um dann nochmal mit Anlauf durch die Menschenblockade zu fahren. Geschafft. Die Blockade war gelöst, es war niemand zu Schaden gekommen und zum Glück kein Gepäck abhanden gekommen, weil der Zweite Busfahrer sich im Gepäckraum verschanzt hatte. Wir konnten endlich weiterfahren. Anstatt um 10 Uhr kamen wir also um 2 Uhr nachts in Cochabamba an und wurden von einer sehr geduldigen und netten ICYE Mittarbeiterin (Olivia) abgeholt welche schon seit 8 Uhr am Busterminal gewartet hatte (6 Stunden lang!!) Mit einem Taxi fuhren wir dann zu unseren Gastfamilien. Nach 12 Std. Schlaf konnte ich zum ersten Mal die Stadt bei Tage betrachten und war sofort begeistert. Wärmer, grüner und ruhiger wie La Paz. Einfach nur gut. Die Gastfamilie ist ebenfalls sehr nett und die Mutter welche nur Spanisch kann versucht eifrig sich mit mir auf Spanisch zu unterhalten, nur das ich bis jetzt noch so ca. 2% davon verstehe und aus diesem Grund auch keinerlei zusammenhänge oder sonst etwas Vergleichbares bilden kann. Der Sohn (Santiago 24 Jahre alt) ist auch sehr nett und kann zu meiner Freude englisch, ich werde ihm aber bald sagen das ich nur noch spanisch sprechen möchte für den Anfang ist es jedoch sicherlich noch Sinnvoll, da ich sonst gar nichts verstehen würde. Gestern Abend war ich mit den anderen Freiwilligen welche schon seit einem halben Jahr hier sind, auf einer kleinen Kneipentournee. Wir hatten sehr viel Spaß, vor allem als eine bolivianische Blaskapelle (Bestehend aus Panflöten und Trommeln) in eine der Bars kam und Stimmung gemacht hat. Jetzt bin ich fleißig am Spanisch lernen in der Hoffnung mich bald besser mit meiner Gastmutter verständigen zu können.  

1 Kommentar: